Grinding Works – Metaphern für das reale Leben

Autor: Dr. Helmut Orpel (Kunsthistoriker und Publizist)

 

“Grinding-Works” nennt der Maler Karl Hartmann seine neuesten Arbeiten. Die Anwendung dieser Technik geschieht hier nicht willkürlich, sondern sehr bewusst und entspricht in ihrer Wirkung ganz der Aussageabsicht des Künstlers. Dieses Vorgehen gehört in das Repertoire einer Malweise, die in einem hohen Maß Spontaneität zulässt, dabei aber das Ausufern jener Spontaneität durch kritisches, reflektierendes Eingreifen unter Kontrolle halten möchte. So kommen bewusste und unbewusste künstlerische Strategien zum Einklang.

Bei Karl Hartmanns neuen Arbeiten kann man jenes Zusammenspiel sehr gut beobachten. Er schleift die aufgetragene und getrocknete Farbe nach einer Phase der kritischen Reflexion wieder ab, bis nur noch Restsubstanzen davon zurückbleiben. Manchmal legt er durch dieses Verfahren sogar die Texturen des Malgrundes frei. Alle jene fragmentarischen Reste werden organisch in die nächsten Arbeitsschritte einbezogen. Auf diese Weise baut sich die Oberfläche des Bildes sedimentartig auf. Wie die Ablagerungen der Erdschichten erfolgt der schichtförmige Aufbau eines Bildes erst nach und nach, wobei sich die unterschiedlichen Ebenen durchdringen und ineinander verschieben. Durch jene Überlagerungen  führt Hartmann den Blick des Betrachters sowohl in die Tiefe als auch in die Weite des Bildraums.

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