Karl Hartmanns erspürte Flächen
Autor: Elmar Zorn (Kunstkurator, Publizist und Hochschullehrer) Wenn ein Maler, der verschiedene Stilrichtungen in seinen jeweiligen Schaffensphasen verfolgt hat – zwischen gegenständlicher und gegenstandsloser Malerei, linear akzentuiert oder in elegant umrahmten flächigen Ballungen – sich entschließt, die Summe seiner Erfahrungen im Umgang mit dem Farbmaterial und dem Farbton nunmehr neu in den Auftrag gestaffelter Farbschichten zu konzentrieren, bedeutet dies erst einmal eine deutlich einschneidende Beschränkung all der Möglichkeiten figurativer und nicht figurativer Linien- und Teilflächenentfaltung auf der Leinwand. Diese eher ungewöhnliche Entscheidung haben noch wenige Maler getroffen, da jedwede Expressivität durch ausgreifende Formgestaltung eher ausgeschlossen ist - ausgenommen monochromer Oberflächenaufträge wie in der ultrablaue Phase von Yves Klein oder der Farbfeldmalerei eines Barnett Newman, Elsworth Kelly oder Clyfford Still der 50-er Jahre als Reaktion auf den Abstrakten Expressionismus. Was jedoch wie ein selbst herbeigeführter Verlust der unbegrenzten Möglichkeiten des Pinselschwungs hätte werden können, gerät Karl Hartmann zum Eintritt in ein anderes Reich faktisch unbegrenzter Möglichkeiten der Farbgestaltung bzw. Farbflächengestaltung, nämlich mittels Schleifeingriffen auf die Farbschichten der Oberfläche statt Pinselauftrags. |